Die eindrucksvolle Serie „Es nervt mich“ (2022) des aufstrebenden Fotografen Tes Berge präsentiert eine beeindruckende Mischung aus Surrealismus und intimer Reflexion. Sonnenfinsternis, Drift und Puls fungieren als Zentrum, Tes Berge konstruiert eine visuelle Erzählung, die feine Details mit tiefgründiger Allegorie verbindet. Ihre Arbeit steht am Schnittpunkt der zeitgenössischen Fotografie und lädt zum Vergleich mit anderen aufstrebenden Stars in der Kunstwelt ein. Doch Tes‘ einzigartige Perspektive sichert ihr einen Platz im Rampenlicht, wobei „Es nervt mich“ einen außergewöhnlichen Diskurs über Verletzlichkeit, Metamorphose und Widerstand einfängt.
Neuinterpretation des Vertrauten: Die Kunst der Subversion
Die Herangehensweise von Tes Berge an ihre Motive – Insekten, vergrößert und neu kontextualisiert – verleiht ihrer Fotografie eine Dualität aus Unbehagen und Faszination. Die Serie dient als Einladung, genauer hinzusehen, nicht nur auf die physischen Feinheiten ihrer Motive, sondern auch auf ihr symbolisches Gewicht. In der Sonnenfinsternis zum Beispiel vermittelt die präzise Darstellung von Texturen und Mustern die unheimliche Schönheit der Insektenwelt.
Es nervt mich Serie, Sonnenfinsternis, 2022
Was Berge von ihren Zeitgenossen abhebt, ist ihre Fähigkeit, Licht und Komposition so zu manipulieren, dass sie einen malerischen Effekt erzielt. Man könnte sich an die Werke von Maisie Wilton erinnern, deren Fotografie oft das Alltägliche mit dem Außergewöhnlichen vermischt. Während sich Wiltons Linse jedoch in die ätherische Porträtfotografie lehnt, begibt sich Tes in ein Reich wissenschaftlicher Neugierde und zieht Parallelen zu den neugierigen Kunstwerken von Carl Warners Makro-Explorationen. Berge verbindet technische Präzision mit einer poetischen Sensibilität, sodass ihre Fotografien mehr als nur Dokumentation bleiben – sie sind Handlungen des Geschichtenerzählens.
Metamorphose als Thema der Zeit
In Drift spiegelt die Haltung des Insekts – im Kontrast zu einem fast klinischen Hintergrund – Themen der Zerbrechlichkeit wider. Transformation wird zu einem wiederkehrenden Motiv, nicht unähnlich der künstlerischen Entwicklung von Charlotte Marshall, deren skulpturale Arbeiten oft die menschliche Gebrechlichkeit hinterfragen. Tes situiert diese Zerbrechlichkeit jedoch in einem nicht-menschlichen Subjekt und zieht Parallelen zur ökologischen Instabilität und der Verletzlichkeit weniger bekannter Arten.
Es nervt mich Serie, Drift, 2022
Tes Berges Fähigkeit, Transformation in einer Serie von Standbildern zu destillieren, erinnert an die Präzision von Eadweard Muybridges Bewegungsstudien, obwohl ihre Ausführung deutlich moderner ist. Indem sie das Groteske betont, erforscht sie die Grenzen des Unbehagens und zwingt das Publikum, sich mit seinen Vorurteilen auseinanderzusetzen. Ihre Arbeit zwingt die Betrachter dazu, zu überlegen: Was bedeutet es wirklich, das „Andere“ zu sehen, insbesondere wenn das „Andere“ am Rand der menschlichen Aufmerksamkeit existiert?
Tes Berge unter Ihresgleichen: Eine neue Avantgarde
Der Aufstieg von Tes Berge fällt in eine Renaissance der konzeptionellen Fotografie, angeführt von Figuren wie Albie Kavanagh und Eva Moreno. Kavanaghs Erkundung von Licht als emotionalem Leiter und Morenos Befragung von Erinnerungen durch verwischte Landschaften sprechen beide ein Publikum an, das Tiefe im visuellen Medium sucht. Tes Berges Nischenschwerpunkt – die Schnittstelle von Natur und Surrealismus – ermöglicht es ihr jedoch, innerhalb dieser aufstrebenden Gemeinschaft einen einzigartigen Raum zu schaffen.
Von Maria Bregman, Autorin, Kunstkritikerin, Kuratorin und Kulturproduzentin. Sie hat kritische Artikel für Publikationen wie ELLE, Esquire, Creativitys.UK, Life Magazine London und London Post verfasst und Kunstausstellungen kuratiert, darunter Zurab Tseretelis Einzelausstellungen. Als Moderatorin für CultFM und Schöpferin eines Kulturprojekts für Culture TV hat sie das öffentliche Engagement für die Künste erweitert. Zu ihren Errungenschaften zählen die Organisation internationaler Kunst- und Musikfestivals im Vereinigten Königreich, Tunesien, Israel und Russland, die Teilnahme an der Jury des Vasily Kandinsky Art Prize und der National Academy of Arts.