Die Geschichte von einem typischen Startup-Gründer hat oft den gleichen Ablauf: Uni abbrechen, Startup gründen, Milliarden sammeln, an die Börse gehen und dann als Investor in den 40ern abtreten. Aber das ist nicht Thijn Lamers. Er war früher Manager bei Adyen, einem Fintech-Riesen mit 60 Milliarden Dollar Wert. Jetzt, in seinen 50ern (genaues Alter will er nicht sagen), ist er Präsident und Mitgründer von Noah, einem Stablecoin-Startup. „Ich bekomme so viel Energie vom Aufbauen“, sagt er. „Ich fühle mich wie mit 25.“
Lamers‘ Ankündigung kam zusammen mit der Nachricht, dass Noah 22 Millionen Dollar in einer Seed-Runde eingesammelt hat. Angeführt wurde die Runde von LocalGlobe, einer bekannten VC-Firma in Europa. Auch Felix Capital, FJ Labs und Investoren wie Joe Lonsdale (Mitgründer von Palantir) und Alexander Matthey (ex-CTO von Adyen) waren dabei.
Der andere Mitgründer und CEO, Shah Ramezani (33, früher Analyst bei UBS), wollte die Bewertung des Startups nicht nennen. Aber er sagte scherzhaft: „Es gab einen Thijn-Aufschlag“ – wegen Lamers‘ jahrzehntelanger Erfahrung.
Die beiden steigen in einen umkämpften Markt ein. Stablecoins, also Kryptowährungen, die an reale Werte wie den US-Dollar gebunden sind, sind bei Investoren heiß. Viele Startups versprechen, mit diesen Tokens internationale Überweisungen schneller und günstiger zu machen. Auch große Firmen wie Stripe und Meta haben das Thema auf dem Schirm. Nach dem erfolgreichen Börsengang von Circle, einem Stablecoin-Anbieter, wollen jetzt andere nachziehen.
Lamers und Ramezani glauben aber, sie haben einen Vorteil: „Das Wichtigste im Zahlungsverkehr ist das Netzwerk“, sagt Ramezani. „Da hat ein Uni-Abbrecher vom MIT kaum eine Chance.“ Fintech-Riesen bauen ihre Macht durch Beziehungen zu Banken, Kunden und Regulatoren auf. Lamers, der bei Adyen den globalen Vertrieb leitete, bringt genau solche Kontakte mit – auch zu Ex-Managern von Uber.
Tatsächlich sind die erfolgreichsten Tech-Gründer laut einer Harvard-Studie von 2018 im Schnitt 45 Jahre alt.
Vom Investor zum Mitgründer
Lamers verließ Adyen 2018 und traf Ramezani erst als Investor. 2022 begann Ramezani, mit Krypto-Zahlungen zu experimentieren. Erst probierte er Bitcoin, dann sammelte er Geld für ein Startup, das eine API für Stablecoin-Transfers anbietet. „Wir bauen quasi die Arche Noah, um alle vor Inflation zu retten“, erklärt er den Namen.
Lamers war so begeistert, dass er im Juni 2024 nicht nur investierte, sondern gleich Mitgründer wurde. Jetzt bietet Noah Transfers zwischen 50 Währungen und 70 Ländern in Echtzeit – statt Tage auf Banküberweisungen zu warten. Bisher hat das Startup schon über eine Milliarde Dollar umgesetzt.
„Der Typ hat so viel Energie, ich bin echt beeindruckt“, sagt Ramezani über Lamers. „Thijn ist wie ein Tier.“
Diese Geschichte erschien ursprünglich auf Fortune.com